Den Offenbacher Osten nimmt man meist nur als wild wucherndes Industriegebiet wahr. Umso erstaunlicher ist, was sich hinter dem Cassella-Werk und nur wenige Meter neben dem Güter-Highway Mühlheimer Straße verbirgt: Der auf einen Arm des Urmain zurück gehende Grünzug am Kuhmühlgraben samt dem alten Geleitsweg.
Der Name Geleitsweg weist auf eine Handelsstraße hin. Die führte vor vielen Jahrhunderten von Frankfurt nach Nürnberg und bis Augsburg. Die Verbindung, die hier knapp außerhalb des historischen Offenbacher Stadtgebietes verläuft, stellte einen der wichtigsten Handelswege des Mittelalters dar. Außer den Händlern reiste dort aber auch die Politprominenz des Mittelalters. Die Fuggerstadt Augsburg und den beiden freien Reichsstädten Frankfurt und Nürnberg, gemeinsam mit Aachen die Orte für Wahl und Krönung der deutschen Kaiser, zählten zu den wichtigsten Zentren seinerzeit.
Die Kaufleute hatten für die Passage ein Geleitgeld zu zahlen. Dafür sicherten ihnen die Territorialherren Schutz zu. Das klappte nicht immer: Ein berüchtigter Abschnitt auf der Route nach Nürnberg war beispielsweise der Spessart.
Parallel zum Weg ist als schmale Linie der „Kuhmühlgraben“ in der Landschaft erkennbar. Geologisch handelt es sich dabei um einen ehemaligen Mainarm. Er stellt heute eine wichtige Landschaftsschutzzone und Kaltluftschneise dar. Daher ist es ein Ziel des Offenbacher Projekts „Grünring vom Main zum Main“, mit dem Regionalpark RheinMain zusammen diesen Landschaftsraum aufzuwerten. Erholung und Naturschutz sollen an solchen Orten Hand in Hand gehen.
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