Bachtanz, Langenselbold

Bachtanz, Langenselbold

Die Route „An der Gründau“ ist Teil der überörtlichen Regionalpark Ysenburgroute. Im Zuge der Gründau-Renaturierung auf Langenselbolder Gemarkung (2008 – 2009) wurde eine Reihe von Attraktionspunkten geschaffen. Der „Bachtanz“ ist einer davon. Der Brunnen mit der tanzenden Figur erinnert an ein Stück Ortsgeschichte aus dem Spätmittelalter, als sich die Bauern gegen Steuern der Isenburger Grafen auflehnten.

Laut Überlieferung verweigerten die Selbolder Bauern um 1460 den Grafen von Isenburg Geldzahlungen. Daraufhin riefen die Büdinger Adligen ihre Verbündeten in  Mainz zu Hilfe. Die erzbischöflichen Truppen griffen das Dorf an, wurden aber von den mit Mistgabeln bewaffneten Bauern in die Flucht geschlagen. Vor Freude tanzten die Frauen in der Gründau. Die Steuern, so heißt es, wurden dem Dorf zwar erlassen. Aber als Strafe mussten die Selbolder fortan zum Jahrestag durch den Bach tanzen. Was sie gern taten; diese Tradition wird jährlich gefeiert. Der Brunnen mit der tanzenden Figur wurde vom Künstler Martin Werthmann gestaltet.

Wer am Bachtanz in der Mitte von Langenselbold anlangt, hat die ersten 2,5 Kilometer auf der geplanten Regionalpark-Route „Bettenstraße“ schon hinter sich. Die beginnt am Kinzigtalradweg zweigt in Höhe der Langenselbolder Riedmühle vom Hessischen Fernradweg R 3 ab und soll sich später hinauf zur Hohen Straße und weiter bis Obersemen am Vulkanradweg ziehen. Hinter Langenselbold umspielt die Wegführung wieder das wild geschlängelte Bachbett und führt durch weite Auen mit Wiesen, Weiden und Feldern.

Ziel des Regionalparkprojektes in Langenselbold war, das Wechselspiel von dörflicher und städtischer Bebauung mit ihren unterschiedlichen Bezügen zum Lauf des Baches erlebbar zu machen. Mit eigens angelegten Attraktionspunkten wie dem Romantischen Garten, den „12 Stühlen“, dem Bachtanz oder den „4 Liegen“ sind die Besucher eingeladen, eigene Zugänge zu der wieder ursprünglicher wirkenden Bachlandschaft zu finden. Zudem können sie aktiv werden, etwa beim Spielen im Wasser oder der Suche nach alten Mühlen und Mühlgräben. Lehrreich präsentieren sich andere Punkte, wo es um die Ortshistorie oder die Wasserkraft geht.

So natürlich wie die Gründau heute stellenweise durch Langenselbolder Gebiet plätschert, tat sie es lange nicht. Die Gründe sind einfach: Bäche überschreiten gern ihre Grenzen. Nicht gerade zur Freude der Anrainer. Insbesondere dann, wenn das sonst so harmlose Bächlein bei reißendem Hochwasser eine zerstörerische Kraft entfalteten. Doch das im Industrie-Zeitalter konsequent durchexerzierte Begradigen der Wasserläufe zeitigte Folgen, die in ihrer Tragweite erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts bewusst wurden.

Die Eingriffe beeinträchtigten die Funktion der kleinen Fließgewässer als Lebens- und Erlebnisraum. Der Verlust an ästhetischer Qualität ließ die Wertschätzung sinken. Viele Bäche wurden nur noch als besseres Abflussrohr angesehen für alles, was man nicht mehr wollte. Doch der Umgang der Gesellschaft mit dem Wasser änderte sich. So ist heute nicht nur bei Kindern zu beobachten, wie sehr ein munterer Bach mit klarem Wasser die Lebensfreude steigert.

Ein Teilstück der Gründau bei Langenselbold wurde nach modernen Erkenntnissen des Gewässerbaus gestaltet. Als Leitbild dient der natürliche Bachlauf. Die Gründau gräbt sich ihr Bett wieder selbst in den Kies und formt die Uferbereiche. Dazu wurden Kiesdepots angelegt und der Querschnitt des Bachbetts verbreitert. Das hat nicht nur Vorteile beim Hochwasserschutz. Es entstehen auch Lebensräume für eine große Vielfalt an Pflanzen, Insekten, Fischen, Vögeln und anderen Tieren.

Das Wasser kann sich wieder verwirbeln und auf die Art gut mit Sauerstoff anreichern. In sauerstoffreichem Wasser bauen Kleinstlebewesen organische Verunreinigungen ab, wie sie durch Abgase und durch Düngung in der Landwirtschaft in die Gründau gelangen.

Kontakt und Ansprechpartner

Regionalpark RheinMain GmbH
Frankfurter Straße 76
65439 Flörsheim am Main
Tel: +49 6145/9363620
E-Mail schreiben

Teil der Route:

Regionalpark Ysenburgroute