Schloss Heusenstamm

Schloss Heusenstamm

Ein Schloss als Rathaus, davon können selbst Großstadt-Bürgermeister nur träumen. Heusenstamm macht es vor. Mit den restaurierten Gärten lässt sich der Charakter der Ursprungsanlage zumindest erahnen. Die Auftraggeber der im 17. Jahrhundert als Wasserschloss geplanten Anlage gehörten zwar politisch nicht zu den ganz Mächtigen. Aber als Bauherren waren die von Schönborns in barocken Zeiten eine respektierte Größe.

Dabei ist der beeindruckende Bau im Norden von Heusenstamm noch nicht einmal wie geplant fertig geworden. Gedacht war eine quadratische, vierflügelige Anlage mit Ecktürmen um einen Innenhof und umgeben von einem Wassergraben. Im Grundriss vergleichbar ist beispielsweise das Aschaffenburger Schloss. Doch soweit gediehen die Pläne, wohl von Clemens Hinckh ausgearbeitet, nicht. Lediglich die Vorderfront zogen die Arbeiter in den Jahren zwischen 1663 und ’68 auf Geheiß von Philipp Erwein von Schönborn hoch.

Kuriose Vorgeschichte: Just dort stand bereits ein Schloss. Doch das empfand die Familie, die in Rheingau und Taunus ihre Wurzeln hat, als unpassend. Auch wenn der ursprüngliche Plan nicht zum Tragen kam, die Nachfahren erweiterten das Anwesen Zug um Zug. So kamen in den Jahren 1739 bis ’42 die zwei kurzen rückwärtigen Seitenflügel hinzu.

Ein weiteres Bauelement hat es sogar zu literarischen Ehren gebracht. Den markanten Torbogen ließ Kaiser Franz I. aufmauern. Anlässlich der Krönung seines Sohnes Joseph II. In Frankfurt weilte er 1764 im Schönbornschen Heim. Das beeindruckte den jungen Goethe derart, dass er die Episode später in „Dichtung und Wahrheit“ aufgriff.

Schon zu Beginn jenes Jahrhunderts hatte Schlossherr Anselm Franz den Herrengarten nach französischem Vorbild mit mehreren Alleen und Teichen angelegt. Auch eine Schlossmühle ließ er errichten. Von diesem und anderen Gebäuden, die zu Zeiten der adeligen Hofhaltung eine große Rolle spielten, ist heute nicht mehr viel erhalten. Das liegt zum einen an Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Noch einschneidender aber geriet, was im Zuge der Industrialisierung geschah. Die in 400 Meter Entfernung vom Schloss verlaufende Bahnlinie, 1898 eröffnet, durchtrennte wie mit einem Fallbeil die weiträumige Anlage. Vom Schloss ausgehend dehnten sich Parks und Alleen bis tief in den Forst hinein, wie zum Beispiel der Herrengarten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Post zwei Jahrzehnte Hausherr und unterhielt eine Schule. Doch 1978 kaufte die Stadt das Anwesen. Neben der repräsentativen Aufgabe als Sitz des Bürgermeisters ist dort auch ein Kinderhort untergebracht. Zum Flanieren laden der einstige barocke Lustgarten ein und das, was von der Orangerie erhalten blieb. Genauer gesagt: wieder hergerichtet wurde. In Anlehnung an den historischen Entwurf von 1738 begann Mitte der 1990er Jahre die Gestaltung der Schlossallee mit den beiden Teichen. Weitere Verschönerungsarbeiten in den Gärten unterstützt in der Zeit danach auch der Regionalpark.

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