Ringlandwehr Dreieich

Ringlandwehr Dreieich

An vielen Stellen im Rhein-Main-Gebiet findet man heute noch Spuren der spätmittelalterlichen Landwehren. Häufig deuten Flurnamen oder Bezeichnungen von Straßen, Wegen, Bächen usw. auf ihren Verlauf hin. Die Landwehren bestanden aus Wall, Graben und einer undurchdringlichen Dornenhecken. Die Dreieicher Ringlandwehr wird erstmals 1348 erwähnt. Auf einer Karte von 1600 ist sie als gigantischer Ring bis hinter Egelsbach dargestellt.

Reste dieser alten Verteidigungsanlagen liegen meist verborgen unter Baum- und Strauchbewuchs. Ihr Verschwinden ist nur wenig verwunderlich, denn: Sie bestanden zu ihren besten Zeiten zu einem guten Teil aus wehrhaft hergerichteten Pflanzen. So auch die Dreieicher Ringlandwehr.

Zunächst legten die Verteidiger Wall und Graben an. Auf den Wall setzten sie schnell wachsende Feldgehölze und Dornensträucher wie beispielsweise Hainbuche, Weißdorn und Schlehe. Regelrecht miteinander verflochten entstand ein quasi undurchdringliches Gestrüpp, oft auch als „Gebück“ bezeichnet. Der Name stammt von der Eigenart, dass höher wachsende Bäume niedergebeugt (= gebückt) wurden. Dazwischen begannen alsbald Brombeeren wild zu wuchern – und fertig war ein für Mensch und Pferd undurchdringlicher Verhau. Die märchenhafte Dornröschenhecke hat übrigens darin ihren historischen Kern.

Die Funktion dieser natürlichen Verteidigungswälle ist unschwer zu erraten: Sie nahmen im späten Mittelalter auf dem Land dieselbe Funktion wahr wie Mauern für die Städte. Damit grenzten die Landesherren ihr Territorium ab und schützten ihren Besitz (also auch die steuerpflichtigen Bewohner) vor Übergriffen marodierender Horden. Durch die Erfindung der Feuerwaffen verloren die Landwehren zunehmend an Bedeutung. Viele wurden eingeebnet, die unwirtlichen Hecken gerodet.

Auf einer Karte von 1600, die im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt liegt, ist die gewaltige Ausdehnung der Dreieicher Wehr zu erahnen. Nicht nur Sprendlingen, Hain, Götzenhain und Offenthal umschloss sie. Bis nach Langen und Egelsbach zog sich die Umfassung hin, versehen mit einem Schlag, so hießen die Durchlässe, bei Bayerseich.

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