Von Frankfurt kommend ist die Große Loh die erste große Sichtachse an der Regionalparkroute Hohen Straße. Geschützt am Waldrand unweit der Gemarkungsgrenzen von Niederdorfelden, Maintal und Frankfurt gelegen, lenkt die Doppel-Stelenreihe den Blick auf Taunus und das Maintal. Auch dort verlaufen Regionalparkrouten. Die Sichtachse zielt auf den riesigen Quarzit-Steinbruch bei Köppern und das Kraftwerk Staudinger bei Großkrotzenburg.
Die Sichtachse Große Loh ist eine von insgesamt 18 Stationen an der Hohen Straße. Der Name „Loh“ dürfte seinen Ursprung im lateinischen Begriff „lucus“ haben und bezeichnet ein gemeinschaftliches Waldstück, das von mehreren Berechtigten zur privaten Holzwirtschaft genutzt wird.
Die Regionalparkroute Hohen führt als Fuß- und Radweg bis nach Büdingen. Sie folgt weitgehend dem historisch gesicherten Verlauf dieser zu der Europäischen Altstraße („via regia“) gezählten Verbindung. Angeschoben wurde das Regionalparkprojekt 2004 von den sechs Kommunen Niederdorfelden, Maintal, Schöneck, Niederau, Bruchköbel und Hammersbach.
Die zentrale Idee für das bis 2014 realisierte Vorhaben: Besonders gestaltete Orte auf der Kammlage zwischen Main- und Niddertal stellen historische Bezüge zu Personen- und Warenverkehr, aber auch dem Thema Informationsaustausch her. Diese Begleiter am Wegrand erhöhen den ohnehin schon großartigen Erlebniswert der Regionalparkroute Hohen Straße. Denn im Grunde ist sie eine viele Kilometer lange Huldigung an das Thema „Aussicht“. Dabei spielen nicht nur einzelne Projekte am Weg mit der Fernsicht. Zusätzliche „Landschaftsfenster“, das sind Stelen aus Corten-Stahl, richten den Blick auf ferne Ziele, etwa die umliegenden Mittelgebirge. Realisiert hat das Projekt das Landschaftsplanungsbüro „plan etage“. Die Holzskulpturen stammen vom Unternehmen „Künstlerische Holzgestaltung Bergmann“ bei Görlitz.
Egal, an welcher Stelle der Erholungssuchende die Hohe Straße entert: Ehrfurcht ist angesagt! Diesen uralten Fernhandelsweg nutzten schon Völker in der Jungsteinzeit. Das Terrain hoch über den Tälern von Nidder, Main und Kinzig war gefragt. Man kam trockenen Fußes und fern der Sümpfe voran. Frühe Händler transportierten Bernstein von der Ostsee bis nach Italien. Oder wenn im Mittelalter die Bischöfe von Mainz und Fulda mal wieder einen Zwist beilegen wollten – hier kamen ihre Abgesandten durch (wobei es da meist weniger um die Auslegung der Heiligen Schrift als vielmehr Territorialstreitereien ging).
Auf ihrem Verlauf von Mainz bis Leipzig wechselte der historische Highway mehrfach den Namen: Bei Büdingen etwa ist von der Reffenstraße die Rede, aber auch Alte Straße, Kärrnersweg und Antsanvia sind geläufig. Sogar als „via regia“ taucht die Straße 1252 in den Urkunden auf. Als „Königsstraße“ zählt sie zum gesamteuropäischen Netz der Altstraßen. Am Entree bei Bergen-Enkheim ist der großeuropäische Zusammenhang mit dem Streckenverlauf von Santiago di Compostela bis Riga auf einer kunstvoll gestalteten Tafel gut zu erkennen.
Die Straße der Könige war natürlich nicht nur Herrschern und Mächtigen vorbehalten. Die Kaufleute trieben rege Handel, eine bessere Verbindung zwischen den bedeutenden Messestädten Frankfurt und Leipzig war kaum denkbar. Genauso begeistert war auch das Militär: Auf derart befestigtem Terrain kamen Armeen mit ihrem schwerem Material bestens voran. Das war bereits im 6. Jahrhundert der Fall, als die Franken nach Thüringen vorstießen. Unendliches Leid brachte der 30-jährige Krieg: Ist es Zufall, dass sich das Einzugsgebiet der Hohen Straße geografisch ziemlich genau mit jenem Streifen deckt, wo es die höchsten Bevölkerungsverluste gab? In vielen Städten und Dörfern starben damals bis zu zwei Drittel der Menschen, manche Gemeinden wurden ganz ausgelöscht.
Bis in die napoleonische Zeit war die hoch über den tückischen Flusstälern verlaufende befestigte Route das perfekte Aufmarschgebiet der Armeen. Diese Bedeutung ging erst im 19. Jahrhundert verloren, als der Mensch zunehmend die sumpfigen Landschaften in den Niederungen verkehrstechnisch in den Griff bekam.
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