Bildschön sind die Eichen im Schwanheimer Wald – und das ist wörtlich zu verstehen! Die mächtigen Stieleichen dienten vielfach den Mitgliedern der Kronberger Malerkolonie als Modell. Dass jene „1000-jährigen Eichen“ so knorrig und dekorativ als Solitäre dastehen, verdanken sie natürlichen Umständen, aber auch der Jahrhunderte lang betriebenen Hutewirtschaft.
In früheren Zeiten war es gang und gäbe, die Schweine zur Mast in den Wald zu treiben. Besonders geeignet als Hutewald waren alte Eichenbestände. Die lieferten 600 bis 1200 Kilo Eicheln pro Hektar. Der Schwanheimer Wald war so fruchtbar, dass sogar aus dem Vordertaunus Schweinehirten ihre Viecher dorthin trieben. Waren die Wutze losgelassen, gab es kein Halten mehr: Sie frästen sich regelrecht durch den Unterwuchs und wühlten den Boden um auf der Suche nach leckeren Engerlingen. Resultat: Der Wald konnte sich nicht verjüngen. Er wurde lichter, nur einzelne ältere Bäume blieben übrig.
Dass die Eichen an diesem Standort knapp hinter der Schwanheimer Bebauungsgrenze so bizarr und knorrig-verwachsen daherkommen, liegt am Untergrund. Der ist sandig und mager. Nur ein Stück weiter, an den Schwanheimer Wiesen, gibt es fettere Lehmböden – und die Eichen sind größer und gerader im Wuchs. Auch diese haben allerdings nicht die sprichwörtlichen 1000 Jahre auf dem Buckel. In der Regel sind die Bäume gute 500 Jahre alt.
Bereits im späten 19. Jahrhundert faszinierten diese urwüchsigen Exemplare die Kronberger Malerkolonie. Was Künstler wie Fritz Wucherer und Adolf Hoeffler zu Papier und Leinwand brachten, ist heute meist nur noch teuer in Galerien zu erstehen. Die Maler hielten damit auch fest, was da schon langsam zu verschwinden begann.
Die Waldweide auf Schwanheimer Gemarkung ist letztmals für das Jahr 1923 vermerkt. Fünf Jahre später wurde der Ort übrigens als Stadtteil nach Frankfurt eingemeindet. Bis jener Teils der Wald seine lichte Anmutung verlor, vergingen allerdings noch einige Jahrzehnte. Grund dafür sind Aufforstungen vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch bietet der alte Eichenwald vielen, auch seltenen Tieren eine Heimat. Rund 1000 Arten haben die Biologen gezählt. Darunter auch solche, die schon im Namen ihre Herkunft andeuten, etwa der Eichen-Heldbock oder der Blaue Eichen-Zipfelfalter.
Welche Vögel, Höhlenbrüter, Kleinsäuger wie Fledermäuse und sonstige Insekten sich dort finden, kann man auf dem Rundweg „Schwanheimer Alteichen“ erfahren. Die Infostelen des GrünGürtel Frankfurt informieren sowohl über Flora und Fauna, wie auch die Kulturgeschichte des Ortes.
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