In früheren Jahrhunderten war die Flussschifffahrt alles andere als ein gemütliches Tuckern der Pötte auf dem Wasser. Mit Muskelkraft von Pferd und Mensch bewegte man die Güter stromaufwärts, zog die Main-Kähne an langen Leinen den Fluss hinauf. An solche Zeiten erinnert das Denkmal „Leinreiter“. Und auch der vorgelagerte Landungssteg hat eine Geschichte. Da aber geht es um tonnenweise gefährliche Weltkriegsmunition.
Das Denkmal steht direkt dort, wo einst der Lein- oder Treidelpfad verlief. Bis zu sechs Rösser wurden mitunter angespannt, um die Schiffe entgegen der Strömung zu bewegen. Ein Stück dieser Anstrengung wird in der von dem Darmstädter Künstler Detlef Kraft 1993 geschaffenen Skulptur deutlich. Die straff gespannten, glatten Oberflächen der 3,15 Meter hohen Bronzegruppe vermitteln ein Gefühl starker Spannung.
Spannend aber auch das, was 2005 beim Einschwimmen des markanten Landungssteges passierte und aus der Baustelle zeitweise eine Hochsicherheitszone machte. Geplant war, den Steg an seinem Platz etwas östlich des Leinreiters zu verankern. Von der elf Meter übers Wasser ragenden Plattform sollten sich interessante Ein- und Ausblicke auf die Main- und Stadtlandschaft eröffnen. Ganzjährig begehbar und barrierefrei ausgebaut, sollte er allen Passagierschiffe, die auf dem Main fahren, einen komfortablen Anleger bieten.
Doch während die Bauarbeiten auf Hochtouren liefen, meldete die für eine Routineuntersuchung beauftragte Spezialfirma plötzlich Probleme. Ihre elektromagnetischen Detektoren schlugen an: Munition aus dem Zweiten Weltkrieg! Sofortiger Baustopp. Mit größter Vorsicht gingen die Fachleute auf Ursachensuche. Und mit jeder Baggerschaufel wurde die Gewissheit größer, dass es sich hier nicht um einen einzelnen Blindgänger handelte. Dort am Ufer mussten riesige Mengen unterschiedlichster Kampfmittel ruhen. Ein Schwimmbagger förderte schließlich Panzerfäuste, Granaten und Flakmunition zu Tage. Am Ende dauerte das Freiräumen der Baustelle vier Monate. 13.000 Stück Infanteriemunition gab der Main frei – oder anders gesagt: 10,4 Tonnen hochgefährliches Material mussten abtransportiert und unschädlich gemacht werden.
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