Der mächtige Holzkran ist das Wahrzeichen von Oestrich. Er ist einer der letzten noch existierenden historischen Kräne dieser Art am Rhein. Hauptsächlich verluden die Rheingauer dort ihren Wein. Das macht auch die Installation „Verladeobjekte“ deutlich. Sie ist das erste vom Regionalpark im Rheingau unterstützte Projekt.
Ähnliche Kräne wie jenen zu Füßen des höchsten Berges im Rheingau, der Kalten Herberge, gibt es nur noch auf der linksrheinischen Seite: in Bingen und in Andernach. Das Oestricher Exemplar ist ein barocker Hafenkran. Er war, im Unterschied beispielsweise zu den alten Ginsheimer Kiesbaggern, fest an Land installiert.
Bei der Konstruktion handelt es sich um einen so genannten Turm-Tretkran. Das zwölf Meter hohe Kranhaus ruht auf einem rund acht Meter im Quadrat messenden Sandsteinsockel. Um Lasten mit dem mehr als zehn Meter langen Ausleger-Baum zu bewegen, waren mindesten zwei Kranknechte im Einsatz. Die liefen wie Hamster in einer großen Trommel und hoben so das an einer Kette baumelnde Gut. Bei der möglichen Maximallast von bis zu 2,5 Tonnen waren mitunter auch mehr Arbeiter am Werk.
Kräne und damit das Recht, Güter umzuschlagen, waren in früheren Jahrhunderten alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Über Bau und Betrieb im Rheingau wachte mit strengem Regiment der Mainzer Kurfürste. Es gab lediglich vier weitere Verladestationen im Rheingau: zwei Kräne arbeiteten in Lorch, einer in Rüdesheim und einer in Eltville.
Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein war es dann, der für Oestrich 1744 einen Neubau in Auftrag gab. Der Vorgänger, ein Schwimmkran, war wie so viele andere Schiffskräne innerhalb wenige Jahrzehnte weggefault. Doch Ausfälle beim Verlad konnte man sich nicht leisten: Der Rheingauer Wein war eine äußerst wichtige Einnahmequelle der Mainzer Erzbischöfe. In Betrieb blieb der Kran mit der drehbaren Dachkonstruktion fast 300 Jahre, nämlich bis 1926.
Das Umfeld des denkmalgeschützten Oestricher Kleinods wurde 2010 neu gestaltet. Fässer und Kisten, detailliert aus Beton geformt, erinnern an die ursprüngliche Bestimmung des Wahrzeichens und werten die historische Bedeutung künstlerisch auf. Die Objekte erinnern in Form und Abmessungen an ehemaliges Hebegut. Sie dienen gleichzeitig auch als Sitzflächen für Radfahrer und Spaziergänger, die hier eine Pause einlegen wollen.
Oestricher Kranentage
In den Monaten April – Oktober finden an jedem ersten Wochenende im Monat die Oestricher Krantage statt. Die Rheingau-Gästebegleiter bieten an diesen Wochenenden, jeweils von 13 – 17 Uhr, kostenlos eine Besichtigungen des Krans an. Weitere Informationen unter: www.gaestebegleiter.de
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