Wehr am Schwarzbach, Hattersheim

Wehr am Schwarzbach, Hattersheim

Wehr am Schwarzbach

Wurden früher Wehre errichtet, um die Kraft des Wasser auch an Bächen nutzbar zu machen, so sind diese Bauten heute unter ökologischen Aspekten oft ein Problem. Wie das Beispiel am Schwarzbach zeigt, kann aber schon ein kleiner Eingriff weitreichende positive Folgen haben: Der Umleitungsgraben kommt nicht nur der Fischwelt zugute. Auch Naherholungssuchenden bietet sich eine attraktiv gestaltet Landschaft.

Seit alters her wird die Wasserkraft genutzt, um Mühlen anzutreiben. Dazu wurden Wehre angelegt, an denen der so genannte Mühlgraben abzweigte. Er führte mit deutlich geringerem Gefälle als der Hauptbach zur Mühle. Grund für den Aufwand, den unsere Vorfahren betrieben: Der Wasserfluss konnte so besser gesteuert werden und ein plötzliches Hochwasser beispielsweise nicht mehr das teure Mühlrad kurz und klein schlagen.

Ein solches Wehr liegt etwa 700 m von der Schwarzbach-Mündung entfernt. Für Fische, die vom Main in den Schwarzbach zum Ablaichen schwimmen, bildet dieses Wehr mit 1,80 Meter Höhenunterschied ein unüberwindliches Hindernis. Und im Schwarzbach fühlen sich viele Fischarten wohl: Die Experten haben Aale, Bachforellen, Barsche, Barben, Brassen, Giebel, Gründlinge, Haseln, Plötze, Regenbogenforellen und Ukeleien ausgemacht. Sogar Krebse gibt es. Das ist schon bemerkenswert, galt doch der Schwarzbach in den 1950er Jahren als einer der am höchsten belasteten Zuflüsse des Untermain.

Durch den Bau zahlreicher Kläranlagen hat der Abwasserverband Schwarzbach für nachhaltige Besserung gesorgt. 2009 wurden in dem Bach sogar 15.000 Junglachse ausgesetzt. Speziell für die ist der 120 m langer Umleitungsgraben überlebensnotwendig. Ohne die vorangegangene ökologisch Neuorientierung hätte kein Mensch über diese so genannte Fischaufstiegsrinne ansatzweise nachgedacht. Eingerichtet wurde sie 1999/2000 vom Regionalpark. Einmal der sanft ansteigenden Umleitung gefolgt, können die Fische bequem die Reise im Schwarzbach fortsetzen. Außer sie gönnen sich in einer Stillwasserzone eine Rast oder laichen dort schon ab.

So attraktiv der unterhalb von Glashütten entspringende Bach für die Fauna im Wasser geworden ist, so anziehend findet ihn nun auch der Mensch am Ufer. Das Wehr als kleiner Wasserfall und der zugewachsene Uferbereiche machen den Ort zu einem beliebten Rastplatz. Auf der begehbaren Uferseite lädt ein Sitzplatz zum Verweilen. Eine hinzu gebaute kleine Aussichtsbastion, umgeben von einer niedrigen Natursteinmauer, unterstreicht das Flair und lässt die Landschaftskulisse erst recht zur Geltung kommen. Angepflanzt wurden heimische und flusstypische Gehölze wie Schwarzerle, Hartriegel und Strauchweide. Auf längere Sicht soll zudem ein Schilf- und Röhrichtbereich entstehen, Initialpflanzen sind schon gesetzt.

Der Schwarzbach sammelt vom Taunus herab auf 31,5 Kilometern Länge reichlich Niederschlagswasser ein. Durchschnittlich schickt er gut 1,1 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Main. Bemerkenswert am Schwarzbach: Er wechselt mehrfach den Namen. Im oberen Lauf ist er als Dattenbach bekannt; der entspringt unterhalb von Glashütten. Aber ob als Goldbach oder – so ein Name in historischen Zeiten – als Cruftele: Das kräftige Gewässer markierte lange Zeit Grenzen. Bei den Römern trennte er die Civitas Mattiacorum (um Wiesbaden) und die Civitas Taunensium, die bis in die Wetterau reichte. Diese Grenze übernahmen nach Karl dem Großen die fränkischen Kaiser für die Einteilung des Reiches in Gaue. Am Schwarzbach schieden sich Niddagau und Königssondergau.

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