Weg der Tiefe, Bad Vilbel

Weg der Tiefe, Bad Vilbel

 Weg der Tiefe, Bad Vilbel

Der 2009 eröffnete „Weg der Tiefe“ verbindet Bad Vilbel mit der Hohen Straße. Mit einer eindrucksvollen, 23 Meter langen Stahlskulptur greift er das ältere Konzept „Mineralwasser-Weg“ auf. Im Mittelpunkt steht die besondere Geologie des Ortes mit den vielen Quellen. Zu tun hat das mit der erdgeschichtlichen Entstehung der Gesteinsschichten – plakativ steht deshalb immer ein Meter Stahl für 20 Millionen Erdenjahre.

Die gewaltige, aus sechs Cortenstahl-Platten gefügte Skulptur ist ein Ort, an dem Zeit greifbar wird. 4,6 Milliarden Jahre existiert die Erde. Würde man die Erdgeschichte auf einen Tag zusammen schnurren lassen, dann stellte die 1,80 Meter hohe Wand mit den vielen eingravierten Infos zwei Stunden und 24 Minuten dar. Warum aber gerade mal ein Zehntel abbilden? Weil in dem Zeitraum das Leben auf der Erde entstand. Und der Mensch, der sich gerne als Krone der Schöpfung begreift, wuselt gerade mal auf den letzten 2 Sekunden dieses Zeitstrahls herum.

Wer nun mit einer gewissen Demut in die Erdzeitalter zurückschreitet, kann viel lernen über den Boden, auf den er gerade die Füße setzt. Denn dieses Gebilde darunter ist alles andere als eine homogene Masse. Vielmehr haben sich im Laufe der Jahrmillionen die verschiedensten Schichten übereinander gelagert. Mal quoll Magma aus dem Erdinnern, dann wieder standen Ozeane über der Landschaft. Darin lagerten sich beispielsweise Sande ab, die, unter gewaltigem Druck, zu einer Gesteinsschicht verpresst wurde.

Wenn all das bei der Wanderung der Erdplatten schließlich noch kräftig gestaucht und gequetscht wird oder plötzlich, wie beim Oberrheingraben, ein gewaltiges Gebiet in vergleichsweise kurzer Zeit kilometertief absinkt, können so besondere Verhältnisse wie in Bad Vilbel entstehen. Denn die reichhaltige Quellenlandschaft beruht schlicht darauf, dass es am Rande des zur geologischen Einheit „Oberrheingraben“ gehörenden Gebiets Verwerfungen gegeben hat. An solchen Bruchstellen hat dann das Wasser einen Weg aus der Tiefe finden können.

Die vom Kasseler Büro „planetage“ entworfenen Stahlplatten sind ein mehrschichtiges Informationsmedium. Im Konzept von Jörg Spiegel sind einerseits die Erdzeitalter angegeben. Auffällig neben den Schriftzügen sind die 50 Zentimeter langen, vertikalen Schlitze. Die symbolisieren jene Zeitpunkte, zu denen bestimmte Tier- oder Pflanzenarten entstanden.

Die wissenschaftliche Basis für die Reise durch die Erdgeschichte bildet die moderne Geologie. Die bestimmt Erdzeitalter, indem sie die Entstehungsgeschichte einzelner Gesteinsarten nachvollzieht oder anhand fossiler Einschlüsse Rückschlüsse zieht. Beim Gang entlang der 23 Meter sieht man: Wer tief genug im Vilbeler Raum gräbt, stößt auf Granit und Gneis aus dem Silur. Für Devon und Karbon stehen Phyllite und Grauwacken. Das für die Gegend typische Rotliegende mit Holzeinschlüssen steht für das Perm. Anders als diese Zeithorizonte aus dem Erdaltertum ist das Erdmittelalter (Trias, Jura, Kreide) nicht nachweisbar. Erst in der Erdneuzeit kann man wieder wie in einem offenen Buch blättern – wenn man weiß, was aus Ton-, Kalk- und Sandschichten sowie Basalten herauszulesen ist.

Die Landmarke am Eselsweg gibt dem „Weg der Tiefe“ ein unverwechselbares Gesicht. Die Regionalparkroute zweigt am Vilbeler Marktplatz von der Niddaroute ab und führt über Hanauer Straße, Lindenweg, Eselsgasse, Frohn-Grundweg, Gronauer Weichweg und Diebsweg zur Regionalpark Route  Hohen Straße auf dem Höhenzug zwischen Nidda- und Maintal.

Kontakt und Ansprechpartner

Regionalpark RheinMain GmbH
Frankfurter Straße 76
65439 Flörsheim am Main
Tel: +49 6145/9363620
E-Mail schreiben