Die Kasteler Landwehr und Landwehrweg

Die Kasteler Landwehr und Landwehrweg

Kasteler Landwehr

Die Kasteler Landwehr wurde im 15. Jahrhundert unter dem Mainzer Kurfürst Berthold von Henneberg errichtet. Sie sollte die nördlich des Mains gelegenen Besitzungen Kastel, Kostheim, Hochheim und Flörsheim schützen. Vier eindrucksvolle steinerne Warten kontrollierten die Durchgänge. Die heutige Flörsheimer Warte ist in der Nähe rekonstruiert worden. Erhalten geblieben ist die Erbenheimer Warte.

An zahlreichen Stellen im Rhein-Main-Gebiet findet man noch heute Spuren mittelalterlicher Landwehren. Die Reste dieser alten Verteidigungsanlagen liegen meist tief verborgen unter Baum- und Strauchbewuchs. Was nicht verwunderlich ist, denn: Sie bestanden zu ihren besten Zeiten zu einem guten Teil aus wehrhaft hergerichteten Pflanzen. So auch die Kasteler Landwehr.

Zunächst wurden Wall und Graben angelegt. Auf den Wall setzten die Verteidiger Gehölze, wie zum Beispiel die Hainbuche. Die miteinander verflochtenen Jungtriebe bildeten ein quasi undurchdringliches Gestrüpp, das so genannte „Gebück“. Der Name stammt von der Eigenart, dass Triebe niedergebeugt (= gebückt) wurden. Nur an Stellen, an denen zum Beispiel wichtige Handelsstraßen den Verlauf einer Landwehr kreuzten, ließ man Durchgänge und bestückte sie mit Warten und Schanzbauten.

Diese Posten dienten dazu, den Warenverkehr zu kontrollieren und Zölle zu erheben. Natürlich gewährten die Warten auch einen weiten Ausblick – das können Besucher an der Flörsheimer Warte aufs Überzeugendste nachvollziehen. Rückten Feinde an, wurden die Leitern zur Eingangsöffnung hochgezogen und Warnsignale an die benachbarten Warten gesandt.

Landwehrweg, Flörsheim und Hochheim

Der Landwehrweg ist ein wieder sichtbar gemachtes Teilstück der historischen „Kasteler Landwehr“. Die hatten die Mainzer Erzbischöfe im 15. Jahrhundert als Verteidigungslinie gegen räuberische Übergriffe aus dem Taunus errichten lassen. Die Raubritter dort waren berüchtigt, und die rechtsrheinischen Besitzungen der Mainzer mit den ertragreichen Weindörfern Kastel, Kostheim, Flörsheim und Hochheim immer einen kleinen „Ausflug“ wert.

Bauherr der weit mehr als zehn Kilometer langen Landwehr war der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Berthold von Henneberg (ca. 1441 – 1504). Die zwei bis drei Meter breite Landwehr-Anlage bestand aus Gräben und einem dicht mit Bäumen und Hecken, dem so genannten Gebück, bepflanzten Wall. Vier Wachtürme, die Warten, überwachten die Durchgangsstellen.

Landwehren und Gebücke gibt – oder besser: gab – es reichlich im Rhein-Main-Gebiet. Gleich mehrere Frankfurter Straßennamen nehmen direkt Bezug auf diesen äußeren Verteidigungsring der Freien Reichsstadt (etwa die Bornheimer und die Sachsenhäuser Landwehr). Auch in Dreieich gab es eine Landwehr. Am beeindruckendsten aber dürfte das Rheingauer Gebück gewesen sein: Auf 40 Kilometern schützte es den Rheingau und verlief von Niederwalluf bis Lorchhausen.

Die „Bauart“ dieser natürlichen Verteidigungslinien war stets ähnlich. Zum Teil mit Graben und Wall versehen, war das Herzstück ein gnadenloser Verhau aus niedergebundenen (= gebückten) Bäumen. Zum Teil auf 50 bis 60 Meter Breite wurden beispielsweise Hainbuchen derart gebeugt. Dazwischen machten sich dornige Pflanzen und rankendes Gestrüpp breit. Man stelle sich wild wuchernde Brombeeren vor – und fertig war ein für Mensch und Pferd undurchdringlicher Wall. Die märchenhafte Dornröschenhecke hat übrigens darin ihren historischen Kern.

Mit der Eingliederung der Kurmainzer Dörfer in das Nassauer Fürstentum verlor die Landwehr zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihren Sinn. Die Schutzfunktion hatte sie schon früher verloren mit dem Aufkommen weittragender Kanonen. An manchen Stellen wurde zwar der Wall abgetragen, der Graben jedoch gepflegt und erhalten, da er den Bauern zur Entwässerung ihrer Äcker diente. Noch heute markiert der Landwehrgraben mit Landwehrweg die Gemarkungsgrenze zwischen Hochheim und Flörsheim-Wicker.

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