Wenn heute in neudeutscher PR-Sprache von „Alleinstellungsmerkmal“ geredet wird – da kann eine Eiche nur lachen! Kann sie doch als Inbild dieses Konzepts gelten. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, dass Stieleichen bis 40 Meter hoch und 1000 Jahre alt werden können. Sie stehen oft auch markant einsam in der Landschaft. Wie jenes Exemplar im Gewann Rohrwiesen bei Götzenhain, das unter Naturschutz steht.
Die Stieleiche (lat. Quercus robur) wird auch als „Sommereiche“ oder „Deutsche Eiche“ bezeichnet. Sie ist eine in Mitteleuropa weit verbreitete Laubbaumart aus der Familie der Buchengewächse und liebt nährstoffreiche tiefgründige Lehm- und Tonböden. Sie blüht von April bis Mai, die Eicheln reifen von September bis Oktober. Die Gattung der Eichen umfasst weltweit bis zu 600 Arten; hierzulande am häufigsten findet sich neben der Stiel- die Traubeneiche.
Stieleichen bilden sehr kräftige Pfahlwurzeln aus und gehören damit zu den Tiefwurzlern (im Unterschied zu flachwurzelnden Pflanzen). Aufgrund der Eigenart, die Wurzeln senkrecht und sehr tief in den Boden zu treiben, trotzen solche Bäume auch an exponierter Stelle Sturm und sonstigen Wetterunbilden. Wenn besonders eindrucksvolle Exemplaren gerne als „1000-jähriger Eiche“ bezeichnet werden, so entspricht das oft nicht ganz der Wahrheit. Zwar sind manche der gewaltigen Bäume noch älter. Doch viele, und so auch der Götzenhainer, sind deutlich jünger. Diese Eiche wird immerhin auf über 200 Jahre geschätzt.
Der große Respekt gerade vor diesem Baum rührt ganz deutlich aus der kulturellen Überhöhung. Beigetragen hat dazu gewiss das sehr einprägsame, wuchtige Erscheinungsbild. Gerade bei älteren Exemplaren fällt der im unteren Bereich beeindruckende Stammumfang auf. Die verschiedenen Aspekte zusammen genommen, verwundert es nicht, wenn mächtige Eichen von den heidnischen Vorfahren als kultische Orte verehrt wurden. Oft mit mächtigen Blitz-schleudernden Götten in Verbindung gebracht, diente der „heilige Baum“ auch nach dem Siegeszug des Christentums noch vielerorts als Gerichtsplatz. Dabei hatte Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“, doch ganz gezielt und symbolträchtig die Donareiche umgelegt, um zu zeigen, dass der neue (christliche) Gott den älteren überlegen ist. Der Ort dieser Machtdemonstration dürfte übrigens im hessischen Geismar (bei Fritzlar) gewesen sein.
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