Das Quellgebiet des Flüsschens Bieber liegt im Naturdenkmal Kirchborn und hat eine stattliche Ausdehnung von 3500 Quadratmeter. Auf der Fläche zwischen Dietzenbach und Götzenhain wachsen seltene Sauergräser, so genannte großwüchsige Seggen. In unmittelbarer Nähe der Quelle wurde 1917 ein römischer Kalkbrennofen entdeckt. Im Bereich des Ackers befinden sich die Reste einer so genannten „Villa rustica“, einem römischen Gutshof.
Der Kirchborn ist ein flächig versumpftes Gebiet. Diese Besonderheit macht das Areal zu einem idealen Lebensraum für Seggengräser. Sie wachsen in einer charakteristischen Inselform – wobei der Fachmann diese horstartigen Gebilde als Bulten anspricht. Nasse Füße finden aber auch verschiedene Sträucher und Baumarten anziehend, weshalb am Kirchborn beispielsweise Holunder, Weiden, Brombeeren und Hagebutten vorkommen. Sie müssen, um die Seggenlandschaft zu erhalten, immer mal wieder kräftig ausgeschnitten werden. Die Weiden, die an dem das Gebiet durchziehenden Graben stehen, erhielten zuletzt eine landschaftspflegerische Sonderbehandlung: Sie wurden auf den Stock gesetzt, sofern sie in den Seggenbereich hineinragten und diesen verschatteten.
Der römische Gutshof lag unweit auf einer leichten Anhöhe. Er war, so die Erkenntnisse der Archäologen, von der Mitte des 2. bis ins 3. Jahrhundert n.Chr. bewohnt. Wahrscheinlich wurde er mit dem Fall des Limes um 260 n. Chr. aufgegeben. Funde wie jenes Landgut bei Götzenhain sind kein Einzelfall in der Rhein-Main-Region. Und nicht nur da: Im gesamten Gebiet des Römischen Reiches sind die „Villa rustica“ genannten Gutshöfe verbreitet. Das hatte ganz einfach etwas damit zu tun, wie sich das Imperium ausbreitete und seine Herrschaft festigte. Viele der römischen Soldaten, die ihren Legionärsdienst abgeleistet hatten, erhielten am Ende der langen Zeit als Belohnung das Recht, in den Provinzen zu siedeln. Wer sich mit einem Gutshof in der Nähe von römischen Kastellen niederließ, wurde sozusagen zum Lieferanten für die Armee, er fand ohne Probleme Abnehmer beispielsweise seiner Feldfrüchte.
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