Lieblingsorte – Das östliche Rheinufer

Lieblingsorte – Das östliche Rheinufer

Regionalpark – Die schönsten Orte / persönliche Lieblingsorte – März 2022

Mein persönlicher Lieblingsort im Regionalpark ist das östliche Rheinufer entlang des Leinpfades im sog. Rheinknie, dort wo der Rhein seine Fließrichtung von Norden nach Westen wechselt, um sie am Ende des Rheingaus wieder nach Norden zu wenden. Zwischen Mainz-Kastel und Mainz-Amöneburg gegenüber der Petersaue sind die Platanen- und Kirschblütenalleen zu allen Jahreszeiten von der Sonne beschienen. Mit seinen zahlreichen Grün- und Spielanlagen ist es ein besonders geselliger Teil der Regionalparkroute.

Vor genau zehn Jahren hat die Regionalpark Gesellschaft als eines der ersten Attraktionspunkte auf ihren Wegen die „Historische Brückenrampe“ als Regionalparkwegeprojekt etabliert. Sie erinnert an die zahlreichen Annäherungsversuche in Form von Brückenbauten, die es in der 2000 jährigen überlieferten Geschichte dieses Ortes gegeben hat.

Die Inschrift „Eine Brücke schlagen“, wie sie auf dem Sichtbetonbogen zum Rathenauplatz hin zu lesen ist, spricht die symbolische Bedeutung an, die in diesen Tagen eine bedrückende Aktualität gewonnen hat. Die Brücke steht für ein konstruktives Miteinander von Menschen, die sich näherkommen wollen. Indem sie erlaubt, Distanzen zu überwinden und Getrenntes zu verbinden, macht sie möglich, was vorher unmöglich zu sein schien. Das begründet ihre Anziehungskraft und lockt Menschen zum Spazieren und Beobachten.

Viele Male hat es an dieser Stelle Auf- und Abbau gegeben, angefangen bei den Römern die ihre Legionen im gegenüberliegenden Mogontiacum stationiert hatten und von dort ihr Reich expandierten. Von späteren Brücken berichten die aufgestellten Hinweistafeln ausführlich. An den Staudenbeeten entlang der gestalteten Brückenrampe vorbei gelangt man zu den Sitzstufen direkt am Leinpfad. Von hier bietet sich ein eindrucksvoller Panoramablick auf die Mainzer Stadtsilhouette von der Theodor-Heuss-Brücke zur einen und dem Taunus zur anderen Seite.

An der architektonischen Ausgestaltung der 1885 fertig gestellten Brücke hatte kein Geringerer als der Architekt des Wiesbadener Kurhauses Friedrich von Thiersch seinen gestalterischen Anteil. Auch sie wurde, wie die meisten anderen Rheinbrücken von den sich zurückziehenden deutschen Truppen 1945 gesprengt.

Eine Gedenktafel erinnert an die bis 1950 provisorisch errichtete Pontonbrücke, die „Pättenbrigg“, im Volksmund so benannt nach dem Befehlshaber der US-Armee George S. Patton.

Neben der Theodor-Heuss-Brücke steht auf dem in jüngster Vergangenheit neu gestalteten Freizeitgelände Kransand das Industriedenkmal des alten Kieskrans der Firma Menz und erinnert an das vielfältig landschaftsprägende Kiesschürfen in der Region. Auch hier laden Sitzstufen und jahreszeitliche Verkostungsangebote zum Verweilen ein.

Wendet man sich von der Brückenrampe rheinabwärts, sollte man auf dem Weg zur nächsten Regionalpark-Attraktivität, die Weltanschauungsmodelle IB und III von Ottmar Hörl nicht übersehen. Sie thronen rechter Hand auf einer Garage über dem Werk des Street-Art-Künstlers Manuel Gerullis, der seit 20 Jahren vor Ort die „Meeting of Styles“, ein Treffen international bekannter Graphikkünstler, leitet.

Was lässt den Blick in die Ferne schweifen oder nur durchs Fernglas: Weitblick, Fernweh, Vision?

In wenigen Schritten erreicht man den Spiel- und Balancierpark „An der Helling“ mit seinem schon von Weitem sichtbaren „Fluggerät“, dem Ornithopter. Die schwingende Stahlkonstruktion der Spielinstallation imitiert den Flügelschlag des Vogels. Den uralten Menschheitstraum vom Fliegen haben der mythologische Ikarus ebenso wie Leonardo da Vinci und Otto von Lilienthal in einem vergleichbaren Flugkörper umzusetzen versucht. Angebunden wie hier, weist er mit seiner angedeuteten Flugrichtung auf die Rheinaueninseln, die Rast- und Überwinterungsplätze für durchziehende Vogelarten bieten.

Bevor der Weg sich für kurze Zeit vom Rhein entfernt, passieren wir den Rheinport, der Ganzjahresliegeplätze für schicke Yachten bietet und deshalb schon manches Mal die Kulisse für den Wiesbadener Hauskrimi, “Der Staatsanwalt“ bot.